Donald Trump, Chance für Europa? Warum es mit dem neuen US-Präsidenten besser wird
Amerika hat gewählt und es weiss, was es will! Nicht nur war der Volkswille eindeutig; wer das MAGA-Video, gepostet von Elon Musk, auf X gesehen hat, hat eine Idee davon, wohin die amerikanische Reise jetzt hingehen soll: ins «goldene Zeitalter», laut Donald Trump! Bitcoin, Tech-Blase und libertäre Zirkel jubilieren.
Das Video lässt kein Klischee aus. Man sieht Gutes, Schnelles, Starkes und es ist unterlegt mit It’s the final countdown… Wer‘s schaut, glaubt wieder an Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Und das, obgleich der französische Historiker Emmanuel Todd uns in seinem gerade auf deutsch erschienenen und sehr lesenswerten Buch «Der Niedergang des Westens» gerade glaubhaft und mit vielen Zahlen versichert, dass die USA nur noch eine korrupte «liberale Oligarchie» sind, die als Gesellschaft im Zustand der réligion zéro dem totalen Nihilismus verfallen sind. Die aber die reichen europäischen Eliten vor allem über die Kontrolle der Geldströme kontrolliert. In einfacher Sprache nennt man das: Erpressung.
Es ist egal, was man von Trump hält. Wer einen Plan hat, ist im Vorteil. Und den haben die USA jetzt. Der final countdown ist daher für Europa angesagt, denn die EU hat keinen. Sie droht, gespalten zu werden oder gar zu zerbrechen, und zwar gerade an der Frage, wie hältst du’s mit Amerika?
Trump wird die USA hoffentlich, wie angekündigt, zügig aus der Ukraine zurückziehen und keine Gelder für Waffen mehr bewilligen. Das ist gut, ja überlebensnotwendig für Europa. Aber nur, wenn es gelingt, einen Frieden mit Russland zu verhandeln. Wenn zum Beispiel Frankreich, Deutschland und Italien dem ungarischen EU-Ratspräsidenten Victor Orbán jetzt den Rücken für seine Friedensbemühungen stärken, anstatt ihn zu boykottieren, und zwar vor Jahresende 2024.
Doch dazu müsste auch die bestehende «Nord-Achse» Washington, London, Warschau, Baltikum, Kiew gekappt werden, die derzeit die Ukraine-Politik der EU bestimmt, damit in der EU nicht mehr der Schwanz mit dem Hund wedelt.
Doch noch dominiert das reflexhafte Geblöke der Atlantiker, deren Tonspur wie aus einer alten Welt klingt, man müsse jetzt in Europa alleine für die Sicherheit aufkommen und mehr in die europäische Verteidigung stecken. Ohne die USA gen Russland ziehen, sozusagen. Napoleon lässt grüssen! Doch Europa kann nicht Krieg, es muss wieder Friedensmacht werden!
Die Atlantiker haben nicht nur nicht verstanden, dass die USA nicht mehr der nette Oncle Sam des 20. Jahrhunderts sind. Sie haben vor allem die Zeichen der Zeit und den Aufbruch in eine multipolare Welt nicht verstanden – und dass Europa im derzeitigen amerikanischen Korsett und einer fortschreitenden Natoisierung der EU keinerlei Chance auf Emanzipation und Souveränität hat. Keine Chance auf wirtschaftliche Prosperität, ja, nicht einmal auf seine eigene Kultur und civilité. Sondern nur auf ein Schattendasein am Rande der Geschichte.
Die einzige Chance, die Europa hat, wenn es seiner zunehmenden Lateinamerikanisierung entkommen will, ist, sich auf seine Kultur, seine Geographie und seine eigenen geostrategischen Interessen zu besinnen; zweitens, sich endlich politisch zu einen; und drittens Kurs auf die BRICS-Staaten zu nehmen.
Kurz: die eigenen Pläne der 1990er Jahre zu reaktivieren und die Charta von Paris zu realisieren, was es aus Bequemlichkeiten und kleinkarierten Zankereien dreissig Jahre lang verbaselt hat, so dass die USA divide et impera spielen konnten. Damit muss jetzt Schluss sein.