Newsletter zum Jahresende 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Bekannte und Freunde,

Dies ist der erste Newsletter, der Sie über meine neue Webseite erreicht, gleichsam ein Testlauf!

Wenn Ihre Mail-Adresse irrtümlich in diesem Verteiler gelandet ist, so bitte ich Sie, das zu entschuldigen – Sie können sich dann per Mausklick abmelden.

Für alle anderen: ich freue mich, jetzt ein Medium zu haben, über das ich ab 2025 - in unregelmäßigen Abständen - mit Ihnen kommunizieren und Sie über meine neuen Aktivitäten informiert halten kann!

Zunächst aber möchte ich bei all jenen, die mir in den letzten zwei – schwierigen – Jahren geschrieben oder sogar keine Geschenke geschickt, die mir Zuspruch gespendet, Ihre Unterlagen und Anregungen geschickt, Komplimente oder konstruktive Kritik ausgesprochen haben, auf das allerherzlichste bedanken!

Es ist diese Resonanz mit einer wohlwollenden, unterstützenden Öffentlichkeit, mit Menschen, die ähnlich besorgt, ähnlich kritisch, ähnlich gedankenvoll auf die sich überstürzenden, krisengeschüttelten Ereignisse des Weltgeschehens blicken  - Entkernung der Demokratie, polarisierte Gesellschaften, sichtliche Beschränkung der Meinungsfreiheit, die schleichende Aufkündigung von Rechtsstaatlichkeit, Krieg in der Ukraine, Israel/ Gaza, jetzt Syrien, dazu das selbstzerstörerische Element in der aktuellen EU-Politik, die kulturelle Entfremdung Europas von sich selbst, seine Deindustrialisierung, die geopolitische Zäsur durch das Emporkommen der BRICS-Staaten, von den Entwicklungen im Bereich der KI und des Transhumanismus ganz zu schweigen – die mir geholfen hat, meine eigene „kleine Krise“ in einen größeren Zusammenhang einzuordnen und zu versuchen, weiterhin das zu tun, was ich eigentlich jahrzehntelang als Professorin, Publizistin und Autorin immer gemacht habe: das Zeitgeschehen kommentieren, Geschehnisse einordnen, Gedanken formulieren und Aufschreiben, das öffentliche Gespräch suchen – wenn auch jetzt mit geändertem Publikum und in anderen Foren. Insofern war das Canceln meiner Person (und vieler anderer!) nichts anderes als gleichsam ein (Husaren) Ritt auf der hohen Woge eines Zeitgeistes, der in den letzten Jahren so einiges vehement herumgerissen hat!

Es ist ja wahrlich nicht so, als hätten wir in der Bundesrepublik ständig solche instabilen und „wirren“ Zeiten erlebt, in denen ein Misstrauensvotum das politische Alltagsgeschäft durchbricht, in denen das Damoklesschwert des Krieges über der Republik schwebt, und in denen auch viele politische Gewohnheiten, wie man kannte, sich aufzulösen scheinen. Und in denen vor allem der Glaube an die Institutionen, an die Demokratie, an die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten wegbricht, entfernt sich doch der öffentliche Wille – z.B. die mehrheitliche Ablehnung des Kriegs – zunehmend von den politischen Entscheidungen.

Noch einmal Danke also vor allem für die vielen positiven Rückmeldungen, die zum Ausdruck gebracht haben und bringen, dass „meine Stimme“ in diesen Zeiten geschätzt oder sogar gebraucht wird! Denn es ist diese Resonanz, die mich immer wieder animiert hat, der Versuchung des Rückzugs ins „Private“ nach der Kündigung nicht zu erliegen. Zynismus und Privatisierung sind nicht erlaubt, so soll Hannah Arendt einmal formuliert haben, und dieser Satz hat für mich eine tiefe Gültigkeit. Denn Rom, so sagt sie an anderer Stelle, muss nicht neu gebaut werden. Aber es muss immer aufs Neue gegründet werden… Darauf baut sie ihre Theorie der Gebürtigkeit, laut der die wahre Freiheit in der Möglichkeit eines Neuanfangs begründet liegt:

„Wir, die wir es einer Revolution und der anschließenden Begründung eines völlig neuen politischen Körpers zu verdanken haben, dass wir aufrechten Hauptes gehen und in Freiheit handeln können, sollten uns tunlichst daran erinnern, was eine Revolution im Leben von Nationen bedeutet. Ganz gleich, ob sie im Erfolg endet, mit der Konstituierung eines öffentlichen Raums der Freiheit, oder in die Katastrophe mündet, für diejenigen, die sie wagten oder sich gegen ihre Neigung und Erwartung daran beteiligten – im Sinne der Revolution ist die Verwirklichung eines der größten und grundlegendsten Potenziale, nämlich die unvergleichliche Erfahrung, frei zu sein für einen Neuanfang, woraus der Stolz erwächst, die Welt für einen Novus Ordo Saeclorum geöffnet zu haben“. [1]

Mit diesem Zitat also möchte ich mich bei Ihnen in die Weihnachts- und Neujahrspause verabschieden. Das Zitat mag sie animieren, „zwischen den Jahren“ vielleicht einmal darüber nachzudenken, welchen Neuanfang wir gerade als Bundesrepublik, als Europa oder auch als Weltgemeinschaft gemeinsam machen, welche vielfältige „Zeitenwende“ wir durchschreiten, wie wir „Rom aufs Neue“ gründen wollen …

Denn dass die Welt gerade einen Umbruch erlebt, eine massive Zäsur, das mag wohl niemand bestreiten. Doch solange wir diese Umwälzungen mit Hannah Arendts‘ Brille der „politischen Grammatik des Gründens“ lesen, [2] sollten wir die Ereignisse vielleicht nicht dystopisch betrachten, sondern als große Chance auf einen weiteren Schritt in Richtung ewigen Frieden, als Chance, noch einmal neu anzufangen, „aufs Neue zu gründen“, es noch einmal zu versuchen, besser versuchen, eine friedliche Ordnung für Europa und für die ganze Welt zu schaffen, in der, in den Worten von Hannah Arendt, perspektivisch alle frei von Not und von Frucht sein sollten. Denn das muss m.E. auch im 21. Jahrhundert der Anspruch aller Politik sein!

Ich persönlich habe den Eindruck, bereichert, beschenkt und gestärkt aus „meiner“ Krise hervorgegangen zu sein. Bereichert vor allem mit unzähligen neuen und wunderschönen Begegnungen, neuen Freunden und unschätzbaren Erfahrungen!

Mein Eindruck ist, dass sich, u.a. beschleunigt durch das Krisengeschehen, inzwischen eine in vielfältige Zivilgesellschaft herausgebildet hat, die ernsthaft und engagiert über die verschiedenen zeitgenössischen Themen – Digitalisierung, WHO, humane Medizin, Geldsystem, Dezentralisierung, Zukunft Europas, Meinungsfreiheit, Frieden - diskutiert, die Bürgerforen schafft und konkret an Lösungen arbeitet. Ungezählte Initiativen sind in überall und in den verschiedenen Bereichen und Disziplinen entstanden, die sich zwischenzeitlich auch gut vernetzen. Auch wenn vieles davon an der gesellschaftlichen „Oberfläche“ oder in den sogenannten Leitmedien noch nicht sichtbar ist, so brodelt es doch in der Gesellschaft und wird gleichsam unter der Oberfläche schon an Neuem gearbeitet, wurden und werden neue Medien, Schulen, Akademien oder auch Parteien gegründet, besteht die Chance einer „Gravitation zum Guten“, wie die von mir geliebte Hannah Arendt sagen würde. [3] Das alles entspricht dem Arendt’schen Gedanken, dass die Freiheit in der Möglichkeit eines Neuanfangs liegt. Möge dieser uns allen 2025 in vielfältiger Weise gelingen und sich Bahn brechen!

Meine neue Webseite – www.ulrike-guerot.de – ist der Versuch, Ihnen einen Überblick über meine verschiedenen Aktivitäten in dieser Hinsicht zu geben. Sie finden hier meine Bücher und Artikel ebenso wie meine vielfältigen Podcasts zu den verschiedenen Themen, vor allem zu den Themen Demokratie und Europa. Es scheint ja so zu sein, als ob der Podcast das neue Buch ist 🙂

Mein Hauptaugenmerk möchte ich 2025 auf unsere Stiftungsneugründung legen: European Transcontinental Initiative: www.european-transcontinental-initiative.org, mit der wir einen Beitrag zur Wiedererfindung und mithin Neugründung Europas leisten möchten. Wir hoffen, unsere geplanten operativen Projekte schon bald beginnen zu können. Ich werde Sie über diesen Weg darüber auf dem Laufenden halten.

Daneben plane ich, im Frühsommer ein neues Buch mit dem Titel „Zeitenwenden“ herauszubringen, in dem ich die verschiedenen „Brüche“ der Zeitgenossenschaft zu skizzieren und analysieren versuche: Was ist es eigentlich, was sich derzeit alles ändert, politisch, institutionell, in den Begrifflichkeiten, im Denken, in der Gesellschaft, der Politik? Wohin wendet sich die Zeit?

Natürlich werde ich „nebenher“ versuchen, einerseits durch Videos, aber auch durch Vorträge öffentlich präsent zu sein. Diese finden Sie dann entweder in der Mediathek bzw. unter „Events“.

Mein eigener YouTube-Kanal soll, neben den „Gesprächen“, die ich auf anderen Kanälen führe, ausgebaut werden. Ich exploriere noch, was ein geeignetes, innovatives Format sein könnte (Lehreinheiten über Europa, Buchbesprechungen, europäische Gäste etc.), das in dem großen Angebot an YouTube-Gesprächen zu Zeitthemen, die im Internet bereits vorhanden sind, noch eine informative Nische füllen könnte. Schreiben vs. „analoges Wirken“ oder Podcasten ist hier oft eine (Zeit-)Frage: bitte haben Sie ein wenig Geduld, damit ich hier meinen eigenen Weg und meine Routinen finden kann. Bevor es also „richtig“ mit einer eigenen Produktion losgeht: stöbern Sie doch gerne einmal in der „ruhigen“ Weihnachtszeit in meinen älteren Videos, vor allem jenen, die wir in der Playlist „Europa“ eingestellt haben. Es sind inzwischen über 100 Videos aus den Jahren 2009 bis heute, aus der Zeit, in der ich noch nicht gecancelt war. Im Überblick über die Jahre lässt sich erkennen, wie ich einerseits seit vielen Jahren eine konstante Kritik an den derzeitigen Strukturen der EU formuliere; andererseits mein Denken über Europas Neugestaltung weiterentwickle, das vielleicht heute aktueller ist denn je. Das ist auch für mich selbst rückwirkend interessant zu sehen und ich bin überrascht, wie viele Videos aus vergangenen Jahren in jüngerer Zeit hochgeladen wurden. 

In jedem Fall kündigt sich das Jahr 2025 als Jahr des Umbruchs an: viele Dinge stehen an, eine neue US-Regierung, eine neue Bundesregierung, vielleicht ein Friedensschluss in der Ukraine u.v.a.m. Und hoffentlich eine Bewegung in Europa, das durch den Rückgriff auf seine Geschichte wieder zu dem findet, was es wollte und sein sollte: eine Friedensmacht!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Zeit, ein gesegnetes, ruhiges und friedliches Weihnachtsfest und einen guten Jahreswechsel! Mögen Ihre persönlichen Wünsche 2025 unter einem guten Stern stehen!

Von Herzen

Ihre Ulrike Guérot

 

[1] Hannah Arendt, Die Freiheit, frei zu sein, München, dtv: 2018, S. 38

[2] Vgl. Wolfgang Heuer, Föderationen – Hannah Arendts politische Grammatik des Gründens, Leinbögen 5, Sommer 2016

[3] Eva von Redecker, Gravitation zum Guten. Hannah Arndts Moralphilosophie, Berlin, Lukas Verlag: 2013

Um dein eigenes Leben, deine Rebellion, deine Freiheit und so viel wie möglich zu fühlen, heißt, so viel wie möglich zu leben.
— Albert Camus

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